Rettungsdienst und Schnelleinsatzgruppen simulieren den Ernstfall
"Führungssimulationstraining mit 50 Verletzten!" Am Freitag, 12. Mai 2017 fand auf dem Rotkreuzgelände Karlstadt ein großes Führungssimulationstraining statt. 25 Einsatzkräfte sahen sich unter den Augen von weiteren 40 Beobachtern, Trainern und Ehrengästen einem Massenanfall von Verletzten konfrontiert. Allerdings mussten die Teilnehmer dieser Übung etwas Vorstellungsvermögen mitbringen, um sich mit der Lage auseinanderzusetzen.
Unter der Leitung von Martin Kolbe, Korbinian Zipf und Andreas Wirth, drei ausgebildeten BRK und FST Trainern wurde die Simulation durchgeführt. „Verpuffung / Explosion bei einem Verpflegungsstand im Festzelt auf der Spessartfestwoche – Alarmstichwort ManV I (bis 25 Verletzte)“ lautete die Alarmierung der Übungsleitstelle an die eingesetzten Teilnehmer und den vor Ort befindlichen Sanitätswachdienst. Allerdings fanden die Teilnehmer keine geschminkten Mimen in der präparierten Fahrzeughalle vor. Statt Mimen als Verletzte wurden diese durch entsprechend gestalteten Klebekarten auf weißen Overalls dargestellt. Laminierte und beklebte Blätter enthielten Informationen über Verletzungen und Patientendaten. „Diese Patientenkarten ermöglichen es uns ohne größeren Aufwand ein Großschadensereignis zu simulieren“, so Florian Schüßler, Übungsleiter des BRK KV Main-Spessart. „Ziel der Simulation sind neben der nicht-ärztlichen Vorsichtung, der Aufbau der Führungsstrukturen, die Führungs-organisation sowie die Kommunikation.“ Werden Kartenpatienten nicht rechtzeitig fiktiv versorgt bzw. gesichtet, verschlechtert sich der Zustand von Ihnen im Simulationsverlauf. Es kann auch Tote geben. Die Teilnehmer zeigten sich im Nachgang beeindruckt von der Simulation.
Trotz der Simulationskünstlichkeit waren die Teilnehmer gedanklich in der Lage unterwegs. Gerade bei einer Großschadenslage sehen sich die ersten Einsatzkräfte immer mit einer Vielzahl an Patienten konfrontiert. Dies stellt die Einsatzkräfte vor eine erhebliche Stresssituation. Daher werden standardisierte Verfahren und Checklisten verwendet, um einen schnellen Überblick über die Situation zu bekommen. „Aufgabe der ersten Kräfte ist immer ein Überblick über die Anzahl an möglichen Verletzten und Betroffenen zu erhalten, sowie der Leitstelle und den nachrückenden Kräften einen schnellen Überblick zu geben“, so Paul Justice Geschäftsführer im Zweckverband für Rettungsdienst und Feueralarmierung Würzburg, der am Freitag ebenfalls in Karlstadt vor Ort war. Nach dem ersten Überblick gilt es die Patienten in Sichtungskategorien einzuteilen – um Schwerverletzte zu identifizieren, diese schnellst möglichst behandeln und sobald die Erstversorgung gesichert ist, abzutransportieren. Die ersten Führungskräfte vor Ort führen dann die Entscheidungen weiter und bauen eine entsprechende Führungsorganisation auf.
Die Aufgaben der Leitstelle wurden von der Besatzung des Einsatzleitwagens der Malteser Würzburg eingespielt. Die Schnittstellen zur Polizei, Feuerwehr, Veranstalter und Medien wurden bei der Übung nur angedeutet. Nachdem diese Simulationsmethode erstmals im Landkreis verwendet wurde, wollten wir uns erstmals mit dieser vertraut machen, bevor wir unsere Partner aktiv einbinden“, so BRK Kreisgeschäftsführer Thomas Schlott. Über 40 Fahrzeuge der Rettungsdienste aus der Region waren fiktiv in die Übung eingebunden. „Alle in den Landkreisen Main-Spessart, Kitzingen und Würzburg, sowie in den Nachbarbereichen vorhandenen Fahrzeuge der Hilfsorganisationen wurden als Magnetkarten abgebildet und von der Übungsleitstelle auf Anforderung der Einsatzleitung eingespielt. Das Szenario war fiktiv gewählt, der Auslöser für ein solches Szenario ist fast beliebig austauschbar“, erläutert Rettungsassistentin Petra Rüb, die im Auftrag des Zweckverbandes für Rettungsdienst- und Feuerwehralarmierung die Übungsplanung koordiniert hatte. Bereits im Herbst 2016 hat eine ähnliche Simulation im Bereich Würzburg stattgefunden.
Als nächstes soll ein Training in Kitzingen abgehalten werden. Die Gäste, bestehend aus Vertretern der Polizei, des Technischen Hilfswerks, der Geschäftsführung des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Würzburg, der ärztliche Leiter Rettungsdienst, dem werkärztlichen Dienst der Firma Bosch-Rexroth aus Lohr, sowie Vertreter der Vorstandschaft des BRK Kreisverbandes Main-Spessart zeigten sich von der Simulation und der Leistung der Teilnehmer beeindruckt.